Grenzwerte und Messmethoden

Es wird immer gesagt: „Alles innerhalb der zulässigen Grenzwerte.“

Dies ist ein typischer Satz, welcher bei Recherchen zu Risiken der Atomtechnik und ihrer Begleitumstände immer wieder auftaucht. Schon lange gibt es Kritik an diesen Grenzwerten.

Es gibt Zweifel …

So gibt es Zweifel an den Verfahren zur Festlegung solcher Grenzwerte. Oft liegen diesen Verfahren Modellrechnungen und Beispielannahmen zu Grunde. Es ist kaum nachvollziehbar warum diese Methoden mit all ihren Ungenauigkeiten wissenschaftlich belastbarer sein sollen, als eine banale Schätzung.

Desweiteren beziehen sich solcherlei Grenzwerte auf einen jungen, gesunden Mann – den Reference-Man. Wie aussagekräftig dies für Frauen, Schwangere, Embryonen, Kinder und ältere Menschen ist, bleibt fraglich.

Die Organisation IPPNW (Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung) fordert seit langem, Strahlenschutzstandards u. Grenzwerte an Embryos (Reference-Embryo) zu orientieren.


Seit den 1990er Jahren ist bekannt: Es gibt keine Strahlendosis, die nicht gesundheitsschädlich ist – Grenzwerte für angeblich ungefährliche Strahlenbelastungen entstammen der wissenschaftlichen Lehrmeinung aus den 1950 und 1960 Jahren und sind längst überholt und veraltet!

Wie auf der unten verlinkten Website eindeutig zu lesen ist, gibt es keinerlei Strahlendosis, die gesundheitlich unbedenklich ist. Erst wenn die Dosis Null ist,  ist auch kein Risiko mehr vorhanden. Wenn man davon ausgeht, werden wir sowohl von der BGE, als auch von den Betreibern der ASSE II mit Ansichten aus den 1950 und 1960 Jahren konfrontiert und beschwichtigt. Das heißt im Klartext, wenn bei uns auch nur sehr gering belastetes Wasser eingeleitet werden sollte, steigt das Risiko in unseren Gemeinden, vermehrt an Leukämie oder anderen Krebsarten zu erkranken – Grenzwert hin oder her. An mehreren Beispielen aus der Vergangenheit, kann man deutlich sehen, dass das zutrifft. So treten immer wieder vermehrt Leukämiefälle in der Nähe von Atomanlagen und bei Mitarbeitern dieser Betriebe auf, die sich durch die Einhaltung der Grenzwerte beim besten Willen nicht erklären lassen: AKW Krümmel und Wolfenbüttel sind nur zwei Beispiele, bei denen die Atomlobby ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger gearbeitet hat.

http://www.netzwerk-regenbogen.de/akwstr090708.html


Die BGE (Bundesgesellschaft für Endlagerung) sagt: „Die Eintrittswässer kommen in keinem Fall mit dem radiaktiven Müll der ASSE II in Berührung.“

Laut Aussage der ASSE GmbH werden die eintretenden Wässer zunächst Untertage ca. 100m über den Kammern mit radioaktivem Müll in großen flachen Becken gesammelt. Diese Becken sind mit Folien abgedeckt. Der Grund sei, zu verhindern, dass das sich in der Grubenluft befindliche radiaktive Tritium nicht im Wasser lösen soll.

Da Tritium die Eigenschaft hat, überall hindurchzudiffundieren und sich sich möglichst gleichmäßig zu verteilen, wandert es immer in das Material, dessen Konzentration geringer ist. Es ist so klein, dass es sogar durch Feststoffe, wie zum Beispiel Edelstahl, wandert. Aufgrund dieses Wissens, sind bei uns folgende Fragen offen:

  1. Wenn in der Grubenluft mehr Tritium nicht natürlichen Ursprungs vorhanden ist, als in den Zutrittswässern, wo kommt dieses dann her?
  2. Wieso werden die Zutrittswässer vor dem Tritium aus der Grubenluft abgeschirmt?
  3. Wie kann dann behauptet werden, dass die Eintrittswässer in keinem Fall mit dem radioaktiven Müll in Berührung kommen?

WIR MEINEN:

Die Zutrittswässer kommen sehrwohl mit dem überall hindurch diffundierendem Tritium als Produkt der radiaktiven Zerfallskette des Atommülls und der Abfallgebinde (die nur 100m tiefer liegen) in Berührung: Nämlich durch die, sich im Stollen befindliche, Grubenluft. Wäre es natürlich vorkommendes Tritium, gäbe es keine Veranlassung, die Becken mit Folien vor der Grubenluft abzuschirmen.

UNVERANTWORTLICH: Wenn das stimmen sollte, halten es für höchst fahrlässig, Besucher ohne Schutzmaßnahmen in die ASSE, bis auf eine Entfernung von nur 100m zum strahlenden Müll, einfahren zu lassen. 


Die Untersuchung der Wässer auf Tritium allein reicht nicht aus!

Da Tritium nur ein Teil einer ganzen Reihe von Zerfallsprodukten ist, die entstehen, liegen im Normalfall neben Tritium immer auch weitere Spaltprodukte vor. Wir befürchten, dass die Abschirmung der Wässer durch Folien, gerade auch vor diesen weiteren radiaktiven Elementen in der Grubenluft schützen soll.
Daher sind wir der Meinung mit Ullrich Schmerso: („Wir wollen genau wissen, was sich im Wasser aus der Asse II befindet, bevor dieses in Sehnde eingeleitet wird“, betont der umweltpolitische Sprecher der Grünen Regionsfraktion Ulrich Schmersow. „Es reicht deswegen nicht, wenn nur Tritium als einziges radioaktives Isotop untersucht wird, sondern alle radioaktiven Isotope müssen untersucht werden.“), Zitat aus Sehnde News Artikel: „Assewasser wird in Sehnde „endgelagert““ vom 07.10.2017


Wie beprobt wird und wie sind die Verfahren dazu?

Wie wir von der benachbarten Bürgerinitiative zum Schacht Mariaglück erfahren haben, soll die Vollmundig versprochene lückenlose Beprobung dort nicht ganz so stattgefunden haben, wie es von den Bürgern verlangt worden war. Ein weiterer Hinweis darauf, dass es scheinbar zwischen Versprechen und Einlösung immer noch, trotz der Beteuerungen, alles transparent zu machen, offensichtlich große Misstände vorliegen.

Wie werden nun solche Proben praktisch genommen und verarbeitet:

Die Stichprobe

Die Stichprobe ist ein Verfahren, dass davon ausgeht, dass alle gelieferten Behälter oder Gebinde die exakt gleichen Inhalte enthalten. Nur dann ist es möglich, mit einer Stichprobe aus einem Behälter/Gebinde auch auf die gesamte Lieferung zu schließen.

Die Probenreihe

Man kann jedoch die Stichprobe verbessern, indem man aus allen Behältern/Gebinden, eine Probe zieht. Hierbei müsste jede einzelne Probe dann untersucht werden, um festzustellen, ob tatsächlich in jedem Behälter der exakt gleiche Inhalt ist. Dieses Vorgehen ist vermutlich das zuverlässigste, aber auch wahrscheinlich das teuerste.

Die Probenreihe im kostengünstigen Misch-Verfahren – eine für Alles!

Eine gängige Abwandlung der Probenreihe ist es, die gezogenen Proben zu vermischen, und dann lediglich diese Mixtur aus allen Proben zu untersuchen. Treten hierbei Messwerte unterhalb der Grenzwerte auf, sollte es keine Veranlassung geben, irgendetwas zu beanstanden.

WIR MEINEN: Jeder kann sich einmal Gedanken machen, wie man mit dieser Methode der Probennahme und Auswertung kreativ werden kann. Insbesondere, wenn man weiß, dass das Wasser mit einzelnen LKWs angeliefert werden soll. Also 1–2 LKW oder gleich 24 LKWs, oder Nachts nochmal einer oder zwei? Wer soll diese Anlieferung Tag und Nacht dann beobachten, kontrollieren, zählen und überprüfen? Das bezahlt keiner und Papier und Lieferscheine sind dann bekanntlich sehr geduldig.

WIR SAGEN NEIN ZU DIESEM UNKONTROLLIERBAREN VORHABEN!


Die Freimessung

Angesichts der abertausenden Tonnen atomar belasteten Materials, versucht man Wege zu finden, radiaktiven Müll in normal zu entsorgenden Müll umzuwandeln. Man vermengt belastetes Material solange mit unbelastetem Material, bis die, wie oben zu lesen, eher willkürlich gesetzten Grenzwerte einghalten werden. Ist das Material dann „freigemessen“, kann es großflächig verteilt auf normalen Mülldeponien und anderen Entsorgungsstellen für normale Abfälle verbracht werden.

WIR MEINEN: Genau dasselbe kann auch mit den Wässern aus der ASSE geschehen, falls die versprochene freiwillige Selbsverpflichtung „hin und wieder mal“ intern aufgehoben werden sollte und dann doch, die mit einem Höchstwert von 10.000 Becquerel belasteten Wässer, angeliefert werden.

In Kombination mit den doch eher löcherigen oben genannten Prüfmethoden, kann am Ende dann niemand mehr genau sagen, was eigentlich bei uns eingeleitet wurde. Daher sind wir gegen Geschäfte, die in irgendeiner Form mit spaltbarem Material und dessen Entsorgung zu tun haben.


WIESO schon wieder eine „nicht-mehr-rückholbare-Endlagerung“?
Der irrsinnige Grenzwert-Glaube wird zur Methode!

WIR FRAGEN: Mit welcher Intelligenz muss man ausgestattet sein, denselben Fehler zweimal zu machen? Wie kann man nach den Erfahrungen mit dem angeblich sicheren Endlager ASSE II, jetzt diese Zutrittswässer ebenfalls (auch wenn laut Grenzwert ungefährlich) abermals irreversibel endlagern wollen?

Ist das Wasser erst einmal im Schacht, kann es dort, genauso, wie der in den 1970er Jahren in seiner Wirkung verharmloste „endgelagerte“ Müll in der ASSE, niemand mehr herausholen, ohne Abermillionen von Kubikmetern von Wasser aufwändig zu dekontaminieren.

WIR MEINEN: EIN UNVERANTWORTLICHES FLICKWERK – gerade vor dem Hintergrund, dass nach neuesten Erkenntnissen jegliche Strahlendosis gesundheitliche Folgen haben kann und wir daher auch keine Grenzwerte mehr akzeptieren sollten. Das Verbringen auch nur schwach kontaminierter Abfälle selbst nach Freimessung stellt daher ein mutwilliges Inkaufnehmen von gesundheitlicher Gefährdung der betroffenen Bürgerinnen und Bürger dar.